Fallbeispiel über Fazialisparese/ Gesichtslähmung:

Angefangen hat alles damit, dass ich am Abend des 18.07.2014 bemerkte, dass ich mein rechtes Auge nicht mehr von allein
schließen konnte. Dabei habe ich mir noch nicht viel gedacht. Ich dachte nach, ob ich Zugluft bekommen habe oder vielleicht
in einem klimatisierten Raum mir eine leichte Augenentzündung zugezogen habe.
Nichts ahnend, ging ich also schlafen und ignorierte dies zunächst.

Am nächsten Morgen, wollte ich wie gewohnt meinen Kaffee trinken, doch dieser lief mir plötzlich rechts aus dem Mund wieder
heraus. Der Blick anschließend in den Spiegel, gab mir die erschreckende Gewissheit, dass ich eine Gesichtslähmung habe.
Viele Gedanken, rannten mir förmlich durch den Kopf.

Meine rechte Gesichtshälfte war nun gelähmt. Die Stirn konnte ich nicht runzeln, das Auge konnte ich nicht allein schließen,
der Mundbereich war taub, als wäre ich gerade mit einer Betäubung vom Zahnarzt gekommen. Meine Zunge war beweglich,
doch hatte ich rechtsseitig keinen Geschmack und ebenfalls ein Taubheitsgefühl.
Beim Zähneputzen lief das Wasser eher wieder heraus. Gurgeln, pfeifen sowie lächeln waren nicht mehr möglich.
Mein Gehör war intakt, jedoch das Sprechen klang verwaschen und Lesen war nur schwer möglich.
Das Trinken war nur mit Strohhalm machbar und das Essen nur linksseitig möglich.

Nun war es Zeit zu handeln. Ich lies mich in die Klinik fahren, da ich aufgrund der leichten Seheinschränkung, hinter keinem
Steuer mehr sitzen konnte. Dort angekommen, äußerte ich meine Gedanken eines möglichen Schlaganfalls.
Daraufhin erfolgten ein EKG, mehrere Blutabnahmen sowie Funktionsüberprüfungen und viele Fragen.
Es wurde auch eine Lumbalpunktion/ Liquorpunktion (Rückenmarkswasseruntersuchung) durchgeführt. Diese war schmerzhaft,
jedoch auszuhalten. Nachdem alle Untersuchungsergebnisse vorlagen, bekam ich die Diagnose idiopathische Fazialisparese.
Es wurde mir gesagt, dass durch eine verschleppte Erkrankung (z.B. Erkältung) und Stress der Gesichtsnerv entzündet ist
und ich erhielt für die nächsten zehn Tage Kortisontabletten. Hinzu kam, dass ich aufgrund der Austrocknungsgefahr des Auges
eine Bepanthen Augen- und Nasensalbe erhielt, sowie für nachts und zum Duschen, sogenannte Uhrglasverbände.
Dann wurde ich am selben Tag, Stunden später, aus der Klinik entlassen.

In der darauf folgenden Woche besuchte ich gleich meinen Hausarzt, welcher mich in ein Untersuchungszentrum und zur
Neurologin überwies. Es wurde noch ein CT mit Kontrastmittel sowie Blutabnahmen durchgeführt um einen Schlaganfall,
Herpes, Borreliose oder Tumore auszuschließen. Die Genesungszeitraumangaben variierten zwischen drei Wochen und
sechs Monaten. Es wurde mir noch empfohlen viel Vitamin B einzunehmen. Nun war meine Geduld gefragt.

Also begann ich gleich mit diversen Gesichtsübungen, Eisstimulationen und Massagen, welche mir aus meiner logopädischen
Tätigkeit bekannt sind. Daher kann ich bei einer Gesichtslähmung die logopädische Therapie empfehlen, wofür der Arzt ein
Rezept ausstellt, um die nötige therapeutische Unterstützung zu erhalten. Ich sollte nicht zu viel und nicht zu wenig üben,
um den Heilungsprozess zu unterstützen.

Zwei Wochen sind vergangen, wo sich nicht viel tat. Ich habe viel recherchiert über mögliche Therapieformen wie Akupunktur,
Physiotherapie (Reizstrom) und auch mehrere meiner Kollegen befragt, jedoch schlussendlich habe ich mich selbst therapiert.

Doch dann wurde es jeden Tag mit der Beweglichkeit und dem Empfinden der rechten Gesichtshälfte ein bisschen besser.
Beginnend an der Stirn bis hin zum Kinn. Nach guten vier Wochen und strapazierter Geduld kann ich nun sagen, dass meine
rechte Gesichtshälfte wieder beweglich und funktionsfähig ist.

Allen Betroffenen wünsche ich alles Gute und viel Geduld, bei Fragen können sie mich gern kontaktieren.